Die Strasse führt uns immer tiefer in den Urwald, vorbei an einer wunderschönen Lagune. Mit Sack und Pack gehen wir zu Fuss Richtung Fluss weiter und lassen den Landi hinter uns. Ein schmaler Weg führt uns durch das Dickicht. Unser nächstes Ziel ist der zehn Meter breite Wasserfall.
Wir fahren an einer wunderschönen Lagune vorbei. Das Wasser ist ganz still, auf der Oberfläche spiegeln sich die Bäume und Gräser wider. Ein Blick zum Himmel lässt vermuten: Ein heftiges Gewitter zieht auf. Unser Fahrer Armstrong meint, dass es nicht mehr lange dauern würde. Aaron packt schnell die Drohne aus, um noch ein paar Aufnahmen zu machen. Als die Drohne in der Luft ist, nähern sich ihr Greifvögel. Für sie ist die Drohne ein Eindringling in ihrem Revier und die Vögel versuchen sie immer wieder zu attackieren. Damit wir die Vögel nicht verletzen, beschliessen wir die Drohne wieder zu landen. Auf einmal hören wir keine Tiergeräusche mehr, die dunklen Wolken sind direkt über uns. Wir spüren die ersten dicken Regentropfen, es wird Zeit alles wieder einzupacken. Sobald wir alles im Landi verstaut haben und die letzte Türe geschlossen ist, prasselt ein heftiger Tropenschauer auf uns nieder. Die Lehmstrasse ist inzwischen nur noch zähflüssiger Schlamm, die tiefen Schlaglöcher sind mit trübem Wasser gefüllt. Die Räder vom Landi drehen durch und wir schlittern die Strasse runter. Es wirft uns von links nach rechts. Obwohl Armstrong dagegen steuert, dreht sich der Landi so fest, dass wir ständig quer in der Strasse stehen. Uns ist ganz mulmig, niemand sagt einen Ton. Auf einmal bleiben wir in einem tiefen Schlagloch stecken, der Landi bewegt sich keinen Millimeter mehr. Alle von uns haben in diesem Moment den selben Gedanken: «Game Over. Wir stecken mitten im Dschungel fest und es regnet in Strömen». Armstrong nimmt die Situation gelassen, steigt aus und fixiert die Vorderachse des Landi. Vorsichtig manövriert er uns aus dem Schlagloch und fährt langsam weiter. Durch die Aufregung haben wir gar nicht gemerkt, dass der Regen aufgehört hat. Die Luft ist schwül und durch den Regenschauer hat sich ein feiner Dunst über den Dschungel gelegt. Die Strassen sind wieder fester, wir atmen erleichtert durch.
Wir packen unsere Rucksäcke und lassen den total verdreckten Landi hinter uns. Schade, die alte Kiste ist uns mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Ein verwachsener Trampelpfad führt uns weiter in den tiefen Dschungel. Die Gräser und Büsche ragen bis zu den Waden, meterlange Lianen hängen von den Bäumen. Mit Macheten kämpfen wir uns den Weg frei. Die schweren Rucksäcke drücken auf unsere Schultern, wir stolpern über glitschige Wurzeln, die den ganzen Boden durchziehen. In diesem Dickicht sehen wir nicht mal mehr unsere Wanderschuhe und das macht uns Angst. Jeder weiss, wo es feucht und dunkel ist, lauern sicher Schlangen und andere Tiere, denen man nicht unbedingt begegnen will. In unseren Köpfen spielen wir einige Horrorszenarien durch. Was machen wir, wenn jemand von uns von einer giftigen Schlange gebissen wird? Wir wissen nicht einmal, wie weit das nächste Dorf entfernt ist. Zum Glück haben wir Christian dabei. Vor einiger Zeit hat er eine Ranger-Ausbildung in Südafrika absolviert. Er weiss von uns allen am Besten, wie man sich im Ernstfall in der freien Natur verhalten muss. Auf unserem Weg durch den Dschungel sehen wir ständig wunderschöne Naturkulissen, die sich hervorragend für Fotoaufnahmen eignen.
Endlich erreichen wir den grossen Fluss und treffen dort auf die Guides, welche mit Einbaum-Booten auf uns warten. Sie kennen die Gegend sehr gut, darum begleiten sie uns ein Stück auf unserer abenteuerlichen Expedition. Der Rumpf ist aus einem einzigen Baumstamm gefertigt. Zudem können solche Boote bis zu fünf Meter lang sein. Wir verstauen unsere Rucksäcke und paddeln los. Anfangs sind wir ein wenig zu euphorisch. Durch die Aufregung bewegen wir uns etwas fest und kentern fast. Im letzten Moment retten wir uns und unser Gepäck, indem wir das Gewicht auf die andere Seite verlagern. Mit der Zeit haben wir den Dreh raus und die Boote gleiten schön über die Wasseroberfläche. Es ist schwülheiss und die Mittagssonne brennt auf uns nieder. Der Schweiss rinnt uns über das Gesicht. Das Rudern der Kanus ist sehr anstrengend! Gegen Abend erreichen wir den spektakulären Wasserfall, welchen wir unmöglich mit unseren Kanus überwinden können. Ein paar Meter weiter sehen wir eine Sandbank und beschliessen kurzerhand dort anzulegen. Die Stimmung an diesem Abend ist märchenhaft. Die leuchtend rote Sonne ist schon fast untergegangen und verzaubert die Umgebung in ein warmes Licht. Das beruhigende Rauschen des Wasserfalls und das wunderschöne Abendrot machen diesen Moment schon fast magisch. Wir sind überwältigt von der Schönheit der wilden Natur und lassen den Abend gemütlich ausklingen.