Nach einer kurzen Nacht in Strohhütten und einer eiskalten Dusche im Freien geht unsere Reise weiter. Unser Ziel: Das Tor zum Dschungel
Mit unserer Hassliebe, dem Landi, bewegen wir uns gefühlt wie in einer Schweizer 20er Zone. Wenn man solche Strassen noch nie gesehen hat, kann man sich kaum ein Bild davon machen, wie schwierig es ist, ein Auto darüber zu manövrieren. Tausende von Schlaglöchern bilden ein Hindernis, wie wir es bisher nur bei “Crash Bandicoot” kennen. Die Strasse nimmt eine konstante Steigung an und das Auto beginnt komische Geräusche zu machen. Die fälschliche Annahme, dass das Auto eine Sitzheizung besitzt, wurde gelöst, sobald der heissgelaufene Motor begann Dampfzeichen zu machen. Der Landi ist DEFEKT! Was für ein Dilemma! Glücklicherweise sind wir noch nicht weiter, als bis zum nächsten Dorf gekommen. Auf der Seite der Hauptstrasse erblicken wir eine Art Garage und beschliessen kurzerhand dort anzuhalten. Der Platz rund um uns ist vollgestellt mit alten, stylisch verzierten Motorrädern. Der Geruch von Diesel liegt in der Luft. Ein paar Meter weiter sehen wir eine Frau, die einem Mann die Haare schneidet. Es ist faszinierend, wie alle überall ihre Geschäfte betreiben. Es kommt ein junger Automechaniker auf uns zu, schaut sich den Landrover an und weiss ohne zu fragen, was zu tun ist. Er ruft seine Leute zusammen und ein wundervolles Spektakel beginnt, dem wir nur zusehen können Das eingespielte Team weiss was zu tun ist: Einer seiner Leute öffnet die Motorhaube und fixiert sie mit einem alten Holzstück. Mit Schraubenzieher und sonstigen Werkzeugen basteln sie am Landi herum. Es wird diskutiert und die Werkzeuge werden herumgereicht. Mittlerweile ist unser Landi bereits zum Dorf-Thema Nummer 1 geworden. Nach einer Weile klappen die Mechaniker die Motorhaube zu und einer von ihnen steigt in den Wagen. Er dreht am Schlüssel und startet den Motor. Unglaublich! Wir wissen heute noch nicht wie, aber die Mechaniker in Kamerun konnten innerhalb von einer Stunde ein scheinbar kaputtes Auto wieder zum Leben erwecken. Stellt euch einmal vor, wie lange das in der Schweiz gedauert hätte.
Wir sind mittlerweile so weit weg von der Zivilisation, dass wir unterwegs nur noch vereinzelt an anderen Personen und kleinen Dörfern mit wenigen Lehmhäusern vorbeifahren. Wir halten bei einem kleinen Laden am Strassenrand, um uns die Beine etwas zu vertreten und den Rücken von den vielen Schlaglöchern etwas zu lockern. Camilo, der als einziger fliessend Französisch kann, geht voraus. Vor dem Laden machte er erschrocken einen Schritt zurück. “Was hast du denn gesehen?” fragt Alex. “Schau selbst” ist seine Antwort und wir alle erblicken gleichzeitig einen Affen, der über dem Feuer gegrillt wird. Den Angstschrei des Affen kann man noch förmlich in seinem Gesicht ablesen. Ein Bild, das wir nicht mehr vergessen werden.
Weiter Richtung Dschungel wird das Dickicht immer dichter. Riesige Bäume ragen an den Seiten der Strasse in die Höhe. Unser Landi streift Blätter, so gross wie ein Mensch. Leider müssen wir aber auch erkennen, dass die Abholzung in Kamerun ein grosses Problem ist. Riesige Lastwagen gefüllt mit Meter breiten Baumstämmen fahren uns im Minutentakt entgegen. Ein tragischer Anblick, welcher uns wieder einmal in die Realität der heutigen Welt versetzt.
Gegen Abend machen wir einen Halt in einem kleinen Dorf mit ca. 10 Wohnhäusern aus Lehm, einer Schule und einem grossen Schulplatz. Das Dorf ist der Hauptort der lokalen Umgebung. Wenige Minuten nachdem wir geparkt haben, versammelt sich das ganze Dorf um uns. Sie begrüssen uns und führen uns ins Haus zum Chief des Dorfes. Neugierig schauen sie uns an. Der Chief erzählt uns stolz von seiner Dorfschule. Kinder in der ganzen Region kommen täglich, um vom spannenden Unterricht zu profitieren. Da das Dorf fernab von der nächsten Zivilisation liegt, gibt es hier keinen Strom und lediglich einen Brunnen, der das ganze Dorf mit Trinkwasser versorgt. Die Bewohner raten uns ab, inmitten der freien Wildnis zu übernachten und bieten uns an, unsere Zelte auf einer Wiese hinter der Schule aufzustellen. Wir teilen uns die Arbeit auf. Christian, Camilo und Fabian bauen die Zelte auf während Alexandra und Aaron Spaghetti über dem Gasbrenner kochen. Der Tag war lange und anstrengend. Im Laternenlicht der Petrol-Lampen essen wir zu Abend. Der Dschungel ist direkt hinter uns und über uns sehen wir den klaren hellen Mond. Die Kinder vom Dorf gesellen sich zu uns und fragen, woher wir kommen und ob wir auch in der Schweiz so leben würden. Wir zeigen ihnen Bilder von unserer Heimat und sie hören uns gespannt zu. Es ist mittlerweile schon fast Mitternacht, Zeit, sich für ein paar Stunden hinzulegen.
Am Morgen werden wir von Dschungelgeräuschen geweckt. Als wir den Reissverschluss des Zeltes öffnen, sehen wir, dass viele der Dorfbewohner bereits auf den Beinen sind. Die Nacht war kurz und das sieht man auch unseren verschlafenen Gesichtern an. Da hilft nur noch ein frisch gebrühter Kaffee unserer Schwesterfirma ViCafe. Der Duft nach frischem Kaffee zieht auch den Chief an. Wir bieten ihm eine Tasse an. Er nimmt einen grossen Schluck und sagt «Ce café est très fort, mais il a un bon goût!» Gestärkt brechen wir unsere Zelte ab und packen unsere Rucksäcke. Mittlerweile sind auch die Schulkinder wieder bei uns und beobachten neugierig unser Tun. Der Schuldirektor ruft sie mehrere Male, da die Stunde bereits angefangen hat, doch wir waren für die Kinder anscheinend spannender. Der Schulanfang wird verschoben. Als Aaron die Drohne auspackt, versammeln sich alle Kinder in einem Kreis um ihn und schauen ihm fasziniert zu. Für die meisten Kinder ist die Drohne etwas völlig Unbekanntes, was sich auch in ihrer Skepsis widerspiegelt. Aaron muss sich mit der Drohne im Kreis bewegen, damit er sie kalibrieren kann. Die Kinder folgen gespannt seinen Bewegungen und fragen sich wahrscheinlich, was dieser grosse Mann genau macht. Wir schauen ihm aus der Ferne zu und können uns ein Lachen nicht verkneifen. Von diesem Zeitpunkt an war sein Name Aaron der Drohnen-Magier. Nachdem die Aufnahmen im Kasten sind, ist es Zeit für den Abschied. Wir bedanken uns herzlich für die Gastfreundschaft der Bewohner, welche uns alles Gute für das weitere Abenteuer wünschen.