Wir lassen den feuchten Dschungel hinter uns und begeben uns ins Hochland von Kamerun. Die Landschaft gleicht einer Steppe, unser nächstes Ziel ist ein Kratergrad, welcher 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Der Aufstieg zum Kratergrat ist sehr steil, der schmale Weg ist mit grossen Steinbrocken übersäht. Der Weg zum Hochland führt uns durch zwei verschiedene Klimazonen. Wir lassen den feuchtschwülen Dschungel hinter uns und wandern nun durch den angenehm kühlen Nebelwald. Dieser verdankt seinen Namen der feuchten Witterung, die dafür sorgt, dass der Wald immer in Nebel eingehüllt ist. Die Flora und Fauna ist sehr vielfältig: Überall spriessen verschiedene Pflanzen und Gräser. Je mehr Höhenmeter wir zurücklegen, desto wärmer wird es. Aus der Ferne sehen wir das Ende des Nebelwaldes und erkennen eine steppenartige Landschaft. Endlich erreichen wir das Hochland von Kamerun. Langsam schmerzen unsere Glieder, die grelle Mittagssonne brennt auf unsere Gesichter, doch der Vulkan ist noch lange nicht in Sicht. Zu Beginn noch motiviert und munter, gehen wir jetzt stumm nebeneinander her und fragen uns, wann wir das Ziel erreichen. Körperlich am Limit, erreichen wir mit letzter Kraft den Kratergrat. Überwältigt und sprachlos sehen wir uns dieses unglaubliche Panorama an. Erst jetzt bekommen wir die ganze Grösse des imposanten Kraters zu Gesicht. Das Innere des Kraters ist dicht bewachsen. Aus der Ferne erkennen wir zwei leuchtend grüne Seen, welche inmitten des Kraters liegen. Diese wollen wir unbedingt von Nahem sehen! Doch zuerst brauchen wir alle eine Verschnaufpause, ausser Camilo, der natürlich wieder einmal Faxen macht. #lionking
Erfolgreich und ohne weitere Komplikationen haben wir den steilen Abstieg ins Innere des Kraters gemeistert. Unterwegs treffen wir auf einen Hirten und seine Kuhherde. Die Wanderung geht weiter durch die trockene Steppenlandschaft. Schliesslich erreichen wir den schmalen Grat, der zwischen den beiden smaragdgrünen Kraterseen liegt. Wir geniessen die malerische Aussicht, doch der Schein trügt. Von unserem Guide erfahren wir plötzlich, dass wir uns momentan in einer gefährlichen Gefahrenzone befinden. Seit mehreren Jahren herrscht hier ein Bürgerkrieg zwischen der französisch- und englischsprechenden Landesbevölkerung. Es geht darum, wer Anspruch auf diesen Teil des Landes hat. Der Nordhang des Kraters gehört der anglophonen Bevölkerung, der Südhang den frankophonen. Wir schauen ihn etwas fassungslos an. Diese nicht ganz irrelevante Information hätten wir gerne früher erfahren… Wir sehen zwar weit und breit keine anderen Menschen, doch unser Instinkt sagt uns, dass wir beobachtet werden. Besonders bei Fabian liegen die Nerven blank, er tänzelt nervös von einem Fuss auf den anderen. Schnell machen wir ein paar Aufnahmen und verlassen mit zügigen Schritten die Gefahrenzone. Die Sonne drückt mit einer unfassbaren Hitze auf uns herab, doch unser Adrenalin bringt uns zur absoluten Höchstleistung. Erst als wir die Gefahrenzone hinter uns lassen, können wir durchatmen. Überglücklich, dass wir alle noch gesund beisammen sind, marschieren wir zur anderen Seite des Kraters. Diese Wanderung hätte auch anders enden können…
Die Sonne geht schon langsam unter, als wir die gegenüberliegende Seite des Kratergrates erklimmen. Mit letzter Kraft schlagen wir unsere Zelte auf und kochen wieder unsere legendäre Pasta über dem Gaskocher. Während die Pasta kocht, verschwindet hinter dem Berg die Sonne. Um besser sehen zu können, zünden wir unsere Feuerfackeln an. Keine besonders gute Idee, wie sich im Nachhinein herausstellt. Gerade als wir uns über das Essen hermachen wollen, nähern sich uns zwei Gestalten. Wir erschrecken, denn niemals hätten wir auf 2000 m ü M andere Leute erwartet. Die beiden Männer diskutieren und man erkennt, dass sie nicht besonders erfreut sind. Camilo spricht mit ihnen, um den Grund für ihren Besuch zu erfahren. Es stellt sich heraus, dass sie die beiden Landlords sind und unsere brennenden Fackeln aus der Ferne gesehen haben. Sie dachten, wir wären Eindringlinge der anderen Kriegsseite, die sich auf ihrem Land ausgebreitet hätten. Camilo entschuldigte sich und erklärt ihnen, weshalb wir hier oben unser Zeltlager aufgeschlagen haben. Sie teilen uns mit, dass wir nicht ohne Anmeldung campieren dürften, da es viel zu gefährlich sei. Wir sollen sofort unsere Zelte abbrechen und ins Tal absteigen. Auch unser Guide beteiligt sich am Gespräch und meint, dass wir das nicht gewusst hätten. Die Situation ist enorm angespannt und es ist ungewiss, ob wir alles abbrechen und ins Tal absteigen müssen. Die Landlords, Camilo und unser Guide einigen sich schliesslich darauf, dass wir über Nacht bleiben dürfen. Wir sollen aber am nächsten Tag am Aufsichtsposten im Tal eine Entschädigung zahlen. Wir sind so dankbar, dass sie für uns eine Ausnahme gemacht haben!
Es ist noch sehr früh am Morgen, langsam kriecht die ganze Truppe aus ihren Zelten. Die Sonne geht hinter dem Berg auf und verzaubert das wunderschöne Panorama in ein oranges Licht. Manchmal können wir dieses einmalige Erlebnis kaum fassen. Als waschechter Appenzeller, kann sich Fabian bei diesem Ausblick ein kurzes Jodelständchen nicht verkneifen. Schön ist anders, aber immerhin sind wir jetzt alle hellwach. Wir brühen Kaffee und essen frische Früchte, welche wir am Tag zuvor bei einem Markt gekauft und mitgenommen haben. Es wird langsam Zeit aufzubrechen. Wir haben heute noch einige Kilometer vor uns und möchten den grössten Teil der Strecke unbedingt noch vor der starken Mittagssonne zurücklegen. Die Zelte sind verstaut, unsere Rucksäcke sind gepackt: Wir sind bereit für den Abstieg ins Tal.