Vom spektakulären Wasserfall gehen wir noch weiter in den tiefen Dschungel. Die Wanderung ist sehr anstrengend, aber es ist nicht mehr weit. Bald haben wir die wilden Kolanuss-Bäume erreicht!
Wir treffen Mitglieder der Fairtrade Kooperative, mit welcher wir für den Anbau, die Ernte und den Transport der Kolanüsse zusammenarbeiten. Die Fairtrade Kooperative garantiert faire Arbeitsbedingungen für die lokalen Bauern und macht es überhaupt möglich, dass wir das echte Kolanuss-Aroma für unsere Vivi Kola verwenden können. Monsieur Simon ist einer der vielen Bauern, welche für den Anbau und die Ernte der Kolanüsse zuständig ist. Er kennt den Dschungel wie seine eigene Westentasche und zeigt uns den Weg zu den wilden Kolanuss-Bäumen. Auf unserer Wanderung begleiten uns noch ein paar andere Mitglieder der Kooperative. Wir sind Mitten im wilden Urwald von Kamerun, die hohe Luftfeuchtigkeit macht uns allen zu schaffen. Die Mitglieder der Kooperative haben einen Kanister dabei, der mit selbstgebrautem Palm Cidre gefüllt ist. Während der Wanderung trinken sie ausschliesslich Cidre, derweil haben wir schon je 2.5 L Wasser hinuntergestürzt und eine Packung Studentenfutter verdrückt 😀 Der Alkohol wirkt sich auch auf die Stimmung aus und unsere Begleiter singen fröhlich 😀 Sie leiden definitiv weniger unter der Hitze – vielleicht hätten wir auch was davon trinken sollen 😉 Der Weg führt vorbei an Bächen, die wir auf gefällten Baumstämmen überqueren. Die Zeit vergeht nur langsam, die Hitze wird immer stärker. Mittlerweile trotten alle nur noch schwer atmend hintereinander her. Wir sind nicht mehr so konzentriert und stolpern immer wieder über die dicken Wurzeln am Boden. Monsieur Simon ist der einzige der Truppe, der noch fit und munter wirkt. Mit seinem knapp 1.65 Metern und einem zwölf Kilo schweren Korb aus Baumzweigen auf dem Rücken, läuft er in einem konstanten Tempo voraus. Vielleicht liegt es am Palmenschnaps, von dem er sich ab und an ein Schlückchen genehmigt. Immer wieder fragen wir ihn: „Monsieur Simon, wie lange dauert es noch zu den Kolanuss-Bäumen?“ Er will uns motivieren: “Encore vingt minutes“ lautet jedesmal seine Antwort. Mittlerweile sind wir aber schon fast 4 ½ Stunden in voller Montur unterwegs. Es ist weit und breit kein Kolanuss-Baum in Sicht…
Nach mehreren Stunden kommen wir an kleinen Lehmhäusern vorbei, welche teilweise sehr schief auf Holzpfeilern stehen. Monsieur Simon erklärt uns, dass diese Häuser während der Ernte Schlafstellen für die Bauern sind. Eingerichtet sind die mit einer Matratze und einer kleinen Kochstelle. Er erzählt weiter, dass sie nebst den Kolanüssen auch Kakaobohnen im Dschungel ernten.
Und plötzlich ist er da! Der erste Kolanuss-Baum! Christian strahlt über das ganze Gesicht und umarmt mit voller Freude den ersten wilden Kolanuss-Baum. Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung🤩 Wir haben endlich das Ziel unserer abenteuerlichen Expedition erreicht und den Ursprung der wilden Kolanuss gefunden. Die Bäume sind mehrere Meter hoch, der Stamm ist relativ schmal. Hoch oben sehen wir die grüne Baumkrone mit den Kolanüssen. Monsieur Simon erklärt uns ein paar Fakten: Die einzelnen Kolanüsse sind in einer grünen Frucht eingebettet, die etwa so gross sind wie eine Frauenhand. Die Hülle dient quasi dazu, die Nüsse zu schützen. Zudem werden die Kola-Früchte nicht von den Bäumen geerntet, da es viel zu gefährlich ist, die hohen Stämme hochzuklettern. Stattessen warten sie, bis die reifen Früchte von alleine runterfallen und sammeln diese dann ein. Unter dem Baum finden wir auch prompt ein paar Kola-Früchte. Wir lesen sie gemeinsam auf und füllen den Jutesack damit.
Die Kolanuss ist vor allem in West -und Zentralafrikanischen Ländern anzutreffen. Sie reifen in einer sogenannten Balgfrucht, welche aus einer trockenen, dicken Fruchtwand besteht. Diese grünen Balgfrüchte sind eiförmig geformt und im Inneren der Frucht sind zwischen acht bis zehn Kerne eingebettet. Die Kerne umhüllt eine unscheinbare weisse Haut. Wenn man diese Haut entfernt, kommen darunter purpurfarbene Nüsse zum Vorschein. In Afrika ist die Kolanuss ein gängiges Genussmittel. Die leicht bitter, erdig schmeckenden Nüsse werden für eine Zeit gekaut und danach wieder ausgespuckt. Die Kolanuss entfaltet aufgrund ihres hohen Koffeingehaltes auch eine stimulierende Wirkung. In vielen afrikanischen Kulturen hat die Kolanuss eine besondere kulturelle Bedeutung. So ist es in manchen Volksgruppen üblich, dass man die Kolanüsse als Geschenk an Gäste überreicht. Sie gelten als Symbol der Gastfreundschaft. Mancherorts schenkt der Bräutigam vor der Hochzeit den Eltern der Braut einen Korb Kolanüsse. Wir schauen fasziniert zu, wie einer der Bauern geschickt die Frucht öffnet und die weisse Haut von den Kernen entfernt. Er gibt uns allen einen Kern zum probieren. Die Nuss ist noch sehr knackig und schmeckt bitter. Wir packen ein paar Vivi Kola Flaschen aus und sagen ihnen, dass wir nur dank ihrer Arbeit überhaupt die echten Kolanüsse in der Vivi Kola verwenden können. Daraufhin stossen wir mit allen mit einer Vivi Kola an. Sie nehmen einen grossen Schluck und nicken: Geschmackstest bestanden 😉
Völlig zufrieden und mit den wilden Kolanüssen im Gepäck, begeben wir uns auf den Rückweg. Wir haben noch einige Stunden Marsch vor uns, bis wir wieder in der Zivilisation angelangt sind. Mittlerweile haben wir schon so viele Kilometer zu Fuss zurück gelegt, dass wir den Muskelkater nicht mal mehr spüren. Die letzten zwei Stunden haben es aber in sich. Mit schweren Füssen und verschwitzten Gesichtern kämpfen wir gegen die letzten Kilometer an. Wir können uns jedoch keine Verschnaufpause mehr gönnen, da wir es sonst nicht vor Sonnenuntergang aus dem tiefen Dschungel schaffen. Für den Zuckerschub leeren wir die letzten Vivi Kolas und können gleichzeitig das Gewicht unserer Rucksäcke vermindern. Mit schnellen Schritten erreichen wir bei Sonnenuntergang den Ausgang des Dschungels. Wir sind erleichtert und überglücklich, dass wir diese abenteuerliche Reise erfolgreich und ohne weitere Komplikationen gemeistert haben. Wir sind durch den tiefen Dschungel gewandert, durchquerten mit Einbaum Booten den grossen Fluss, haben einen Vulkan auf 2000 m ü M erklommen, stiegen zum Fusse eines achtzig Meter hohen Wasserfalls hinab und haben am Ende den Ursprung der wilden Kolanuss ausfindig machen können. Wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, das facettenreiche Kamerun näher kennenzulernen. Mit all den wunderschönen Eindrücken und Erfahrungen reisen wir wieder zurück in die Schweiz.