Nach einer langen Reise mit nicht wenig Turbulenzen, sind wir endlich in Yaoundé, Kamerun, angekommen. Alexandra wurde es gleich zweimal schlecht: Ob das wohl der Fisch im Flugzeug-Essen war? Oder doch die Nervosität? Eine Reise durch den tiefen Dschungel von Kamerun ist nicht ohne und gehört auch nicht zum Standard Urlaub unserer Gesellschaft.
Nach einer erholsamen Nacht in einer kleinen Unterkunft, mitten in der Grossstadt Yaoundé, checken wir unsere Rucksäcke noch ein letztes Mal – bei Fabian ist zirka die Hälfte mit Mückenspray gefüllt. Wir verstauen alles im sogenannten “Landi”. Der Landi ist ein uralter Land Rover, welchen wir, nach tagelangen Recherchen und viel Mailverkehr zwischen den einheimischen Vermietern und uns, gefunden haben. Bei einer TÜV Inspektion würde er wohl nicht mehr durchkommen. Für uns ist er aber ein treuer Begleiter und ohne ihn könnten wir unsere Reise nicht wie geplant durchführen. Er gehört zur älteren Generation und hat weder eine Klimaanlage, noch ein Radio. Für das musikalische Entertainment sorgt eine CD von Céline Dion mit ihren bekanntesten Klassikern. Da dies die einzige CD ist, läuft sie in einer Endlosschleife. Nach ein paar Zündversuchen springt der Motor an, gefolgt von einer riesigen, pechschwarzen Russwolke, welche uns die ganze Sicht im Rückspiegel vernebelt. Der Landi ist ein weiterer zentraler Charakter unserer abenteuerlichen Expedition und wird uns begleiten, bis wir den Dschungel erreichen.
Unser Treuer Begleiter: “Landi”
Nach einem ruckartigen Start kommt der Landi ins Rollen und wir fädeln uns in den morgendlichen Verkehr ein. Dutzende Motorräder schlängeln sich an uns vorbei. Wir sehen Marktstände soweit das Auge reicht. Der Smog umhüllt die Stadt mit einem feinen Nebel. Vom Landi aus beobachten wir fasziniert das geschäftige Treiben der Stadt. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken, fremde Gerüche steigen uns in die Nase und die schwüle Luft treibt uns allen den Schweiss auf die Stirn. Die Strassen werden breiter und im Rückspiegel sehen wir, wie Yaoundé immer kleiner wird. Wir verlassen die Zivilisation und folgen dem Weg Richtung Dschungel.
Nach einigen Stunden Fahrt, vorbei an Blechhütten, Shops in allen Farben und tausenden von Verkehrsteilnehmer*innen, plagt uns der Hunger. Am Strassenrand sehen wir drei Frauen, welche frische Früchte und frisches Gemüse verkaufen. Die Frauen sind uns sofort ins Auge gestochen. Ihre traditionelle Kleidung mit den knalligen Farben versetzten uns direkt in eine tolle Laune. Alle drei strahlen viel Charisma, Stolz und Stärke aus. Mit ihren lauten und kräftigen Stimmen rufen sie uns herbei und schneiden uns mit einem Messer ein paar Stücke aus einer Avocado. “Mhm… Einfach nicht vergleichbar mit den Avocados in der Schweiz.” Höchstwahrscheinlich zahlen wir zu viel, aber das Scherzen mit ihnen und die fantastische Aura der drei Frauen sind es uns wert! Die Mimik von einer der drei Frauen verändert sich plötzlich. Als ich bezahlt habe, erzählt sie uns, dass sie das Geld brauchen würde, um Grundnahrungsmittel und Medikamente für ihre Familie zu kaufen. Uns wird mit einem Schlag wieder einmal bewusst, dass viele Menschen ihre Grundbedürfnisse nicht so selbstverständlich decken können wie wir. Wir müssen weiterziehen, doch in Gedanken sind wir noch eine Weile bei den drei “Avocadoladies.”
Die “Avocadoladies” in Action
Wir haben die Zivilisation hinter uns gelassen und tauchen immer tiefer in den Dschungel von Kamerun ein. Die Strassen sind nicht mehr geteert, sondern bestehen aus einem Mix aus tief rotem Lehm und Kies. Die Luft ist feucht und der Himmel ist von einer dicken Nebelschicht bedeckt. Wir haben keinen Handyempfang mehr und sind komplett auf uns alleine gestellt. Lediglich eine grobe Landkarte von Kamerun zeigt uns den Weg. Über uns kreisen grosse Vögel und von allen Seiten ertönen unbekannte Geräusche. Wir sind gespannt auf das, was uns noch erwarten wird. Gleichzeitig haben wir alle langsam aber sicher ein mulmiges Gefühl, da wir tatsächlich dem Dschungel, von welchem wir schon so viele Räubergeschichten gehört haben, immer näher kommen.
Die Landkarte zeigt uns den Weg.